11. Dezember

"Der Tannenbaum im Wasser", Teil 1

Abenteuer einer kleinen Strandkrabbe

Es war einmal eine kleine Strandkrabbe, die in den Buhnen der Insel Borkum lebte. Sie hieß „Nele“ und war sehr unglücklich darüber, weil sie von ihren Geschwistern und anderen kleineren Krabben immer gehänselt wurde: „Nele, Nele, Garnele“ sangen sie immer wieder, und sie konnte immer nur wieder antworten „Ich bin keine Garnele, ich heiße nur Nele“. Manchmal weinte sie sogar ein bisschen, wenn niemand hinsah.
Eines Tages kam ein entfernter Verwandter, ein alter Großonkel zu Besuch in den Buhnen. Er war sehr groß und alt und war weit herumgekommen. Er war nach Langeoog ausgewandert und erzählte nun von dort, dass es da sehr viel ruhiger sei, weil nicht so viele riesige Schiffe nahe an der Insel vorbeiführen; und es seien wohl auch weniger Menschen dort am Strand. Das hielt er für einen Vorteil, denn er hatte, als er noch auf Borkum wohnte, schon miterlebt, dass irgendein kleiner Mensch mit einem Eimer am Strand gewesen war und einen seiner kleineren Brüder geschnappt und in dem Eimer fortgetragen hatte. Niemand wusste etwas über das Schicksal der armen Krabbe und nie hatte er seinen Bruder wiedergesehen. Das war traurig.
Doch er erzählte noch etwas, und hier hörte die kleine Nele besonders aufmerksam zu: Im letzten Winter, als es sehr kalt gewesen war, hatte er von weitem ein wundersam leuchtendes Schiff im Küstenhafen liegen sehen. Neugierig hatte er sich vom Flutstrom zum Hafen treiben lassen und war als blinder Passagier mit dem seltsamen Schiff mitgefahren. Dann hatte er am Ende der Reise in einem kleinen Hafen ein riesiges Lichtermeer gesehen: Überall um ihn herum glitzerte und leuchtete es, dass er ganz geblendet davon war, Musik ertönte von allen Seiten und viele Menschen standen um das Hafenbecken herum und beklatschten das mit Lichtern geschmückte Schiff, mit dem er gekommen war.
„Und wie bist du wieder zurück gekommen?“, wollte Nele wissen. „Nun“, antwortete der Onkel, „ ich habe mich im Schatten hinter einer Taurolle auf dem Schiff versteckt und einfach gewartet. Nach einer Weile hat das Schiff dann wieder abgelegt und ist langsam zurück zum Küstenhafen gefahren. Von dort habe ich mich dann mit dem nächsten Ebbstrom wieder nach Langeoog treiben lassen. Fast hätte ich noch meine Buhne verfehlt, denn die Strömung war ein bisschen anders als sonst, aber es ist gerade noch gut gegangen.“

Diese Erzählung des alten Krabbenonkels beschäftigte die kleine Nele sehr. Solch eine abenteuerliche Reise zum Lichtermeer wollte sie auch machen. Doch wie sollte sie das bewerkstelligen? Hin und her überlegte sie und endlich kam ihr eine Idee: Wie nun, wenn sie sich erst von einem Schiff mitnehmen ließ, das von Borkum nach Langeoog fuhr, damit sie dann auf das mit Lichtern geschmückte Schiff warten könnte, auf dem sie mit ins Lichtermeer führe?
Doch das hatte sie sich einfacher vorgestellt, als es tatsächlich war. Viele Wochen brauchte sie, um schließlich von einem Einsiedlerkrebs zu erfahren, dass es tatsächlich ein Schiff gab, das immer von einer ostfriesischen Insel zur nächsten fuhr.

Einige Abenteuer hatte die kleine Krabbe schon zu bestehen, bis sie endlich Ende September mit dem letzten Ausflugsdampfer nach Langeoog gelangte. Dort suchte sie sich einen geschützten Platz in Hafennähe zwischen den großen Steinen an der Mole und – wartete. Sie musste ziemlich lange warten, bis sie eines Tages – es war schon Winter – endlich in der Ferne, dort wo der Küstenhafen sein musste, ein Schiff mit vielen, vielen Lichtern entdeckte.

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Ihr wollt wissen, wie es mit der kleinen Krabbe weitergeht? Am 17. Dezember geht wieder ein Türchen im Adventskalender auf und dahinter steckt dann der zweite Teil der Geschichte!

... und hier wird die Geschichte vorgelesen: